Donnerstag, Dezember 13, 2007

Kalendertürchen




Schon wieder ist Dezember. Die Aussentemperatur beträgt in etwa 81°F, bewölkt bis sonnig, Wind von Süd-Ost. Und selbst wenn noch so viele Lichter die Häuser und Palmen schmücken, und die Radiostationen hier vierundzwanzig Stunden lang Christmassongs durch den Äther jagen (ohne Commercial-Breaks!!) - mein Weihnachtsgefühl will sich einfach nicht einstellen, hier in der Mitte des pazifischen Ozeans.
Ich vermisse das kalte Nass, das Eiskratzen am Morgen und die frühen Abende in Cafés. Den Schnee, wenn er denn kommt. Glühwein auf den Weihnachtsmärkten..... Ja, all das ist Weihnachten für mich.

War ich doch ein ausgesprochener Weihnachtsfreak, wenn man dem Kind denn einen Namen geben will. Das ging zuweilen sogar soweit, dass mein ITT Cassettenrekorder (selbstredend in Mono - wir sprechen hier gerade über die siebziger Jahre) die hauseigene Weihnachtslieder-Sammlung bereits Ende Oktober zum Besten gab. Mein Vater schüttelte nur verständnislos den Kopf, während meine Mutter ernsthaft in Erwägung zog, mit mir zum Arzt zu gehen...
Meinen Bruder überzeugte ich so oft es mir möglich war, sich meinen Bastelattacken anzuschliessen.
Nicht zuletzt gründete ich, wenn man es genau nehmen will, meine erste Band mit weihnachtlicher Intension. Nun gut, wir waren ein Trio, zogen durch die kalten Strassen des Ortes am Abend vor Weihnachten und gaben unser hart erprobtes zu Gehör. Drei Jahre später waren wir schon zu zehnt.

All das ging über die Jahre Stück für Stück verloren, überdeckt vom Medienwahnsinn, verschlungen vom älter werden und überholt von der Offensichtlichkeit, dass Romantik keinen wirklichen Platz mehr hat in unserer hektischen Zeit.

Heute jedoch ist mir all das so nah wie nie, begleitet von einer seltsamen Sehnsucht und vielleicht sogar ein wenig Heimweh. Und es scheint, als brauche man die Jahre der Abstinenz und Gleichgültigkeit, um dann schlussendlich wieder das zu empfinden, was Weihnachten immer so einzigartig und aussergewöhnlich machte.
So öffne ich dann mein dreizehntes Kalendertürchen mit Bedacht, auch wenn ich den Schokoladen-Adventskalender anschliessend wieder in den Kühlschrank legen muss.... hier, in Honolulu.

Ich wünsche allen ein wunderbares Weihnachtsfest!

Mittwoch, Oktober 10, 2007

Kealakekua Bay


"Die Stadt, ich hab sie ja so satt", sang einst Herman van Veen, und wenn man einige Zeit in Honolulu verweilt, dann weiss man, was Herman zu sagen versucht. Dem Wahnsinn entkommen ist hier kaum möglich. Oder doch?
Als wir in der Maschine nach Kailua-Kona sitzen, habe ich noch keine Ahnung, was mich erwartet.
Ich weiss, dass das Haus in der Bucht unglaublich schön gelegen ist, und dass der Vulkan nicht mehr als zwei Autostunden entfernt vor sich hin brodelt.
Als wir dann ankommen, kann ich es kaum glauben...
Dieser einzigartige Platz ist um längen schöner als jeder Sandstrand auf Oahu, und die Energie dieser Insel packt dich augenblicklich.
Nach der wohl stillsten Nacht meines Lebens machen wir uns auf zu Uncle Anson und Auntie Ann, die zwei Stunden entfernt am Fusse des Vulkans irgendwo im Nirgendwo leben. Sun schlägt auf der Rücktour vor, am Crater Halt zu machen - und uns verschlägt es den Atem. Man kann Mutter Erde nicht näher sein als hier. Und wieder eine Nacht - in der Stille. Einzig die Brandung

Es gibt Momente im Leben, die bewegen uns so sehr, dass es kaum mehr möglich ist, sie zu teilen. Seit ich nunmehr vor einem Jahr hier auf den Inseln gelandet bin, habe ich so manchen Augenblick genossen, und ebenso verzweifelt versucht, hier und da Missstände nicht kommentarlos beiseite zu schieben; hab geweint und gelacht, aus dem Vollen geschöpft und ins Leere gegriffen - das ganz normale Leben eben.

Aber in dem Augenblick, da ich schnorchelnd in der Bucht trieb, umringt von ungefähr zehn bis fünfzehn Tieren, und ich den Atem am liebsten für immer angehalten hätte um länger mit ihnen abzutauchen, da wurde mir nochmals bewusst, dass einige Dinge im Leben einfach keiner Erklärung bedürfen. Die Delphine konnten ihre Neugier kaum zügeln, und wir nur schwerlich unsere Begeisterung und Rührung.... an diesem Morgen um 7.00 a.m. in der Bucht von Kealakekua Bay.

Mittwoch, August 08, 2007

Stummer König


Ein trauriger Tag, dieser 07. August 207, nicht nur für den Zoo von Honolulu, sondern für die ganze Insel Oahu.
Fast 22 Jahre sind ein stattliches Alter für einen männlichen Löwen, doch alterschwache Nieren und ernste Arthritis Probleme liessen die Verantwortlichen des Zoos eine humane und doch schwere Entscheidung treffen. Apollo, so der Name des 1985 in Canada geborenen Löwen, wurde am Morgen eingeschläfert. Er residierte seit 1986 im Zoo von Honolulu, und hinterlässt seine beiden Damen Ethel Lousie und Samantha, ebenfalls bereits 21.

Ein schwerer Abschied, auch für die angrenzende Nachbarschaft in Waikiki. Apollos Brüllen war jeden Morgen und Abend zu hören, und ohne Frage ein Teil des Kapiolani Park und der Kapahulu Avenue.
Ich erinnere mich gut, als ich vor einem Jahr in Hawaii ankam. Wir bewohnten ein Penthouse im Waikiki Grand, genau gegenüber des Zoo. Kein Abend und kein Morgen, an dem Apollo nicht zu hören war. Ich stand des öfteren auf der Dachterrasse, blickte hinunter in den Zoo, und obgleich ich ihn nicht sehen konnte, wusste ich doch immer, dass er da war. Ich lächelte, wissend, dass er immer der König sein wird- selbst als einer, der in einem Zoo zu Welt kam und die afrikanische Steppe niemals gesehen hat.

Die Insel wird ihn vermissen - neben den trauernden Pflegern wohl am meisten seine beiden Damen.

Mittwoch, August 01, 2007

Sorge dich nicht ...



"...lebe!"- so lautet der Titel eines Kassenschlagers der Endachtziger, und das ist im Grunde ja eine wirklich zu empfehlende Philosophie, wie ich meine. Aber mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass nur die vollends balancierten und im Zentrum ihres seins stehenden nahezu sorglos sein können, so ist es sicher ganz hilfreich hier und da, sich ein paar Sorgen zu machen. Denn schlussendlich führt nur das dazu, dass man Dinge angeht, Missstände aufdeckt und ein klein wenig die Welt verändert.
Hier, in der Mitte des pazifischen Ozeans, zeigt sich ganz deutlich, dass zu viel Sorglosigkeit unter Umständen schmerzliche Folgen haben kann - selbstverständlich für die kommenden Generation.
Als ich vor nunmehr fast einem Jahr hier auf Oahu ankam, da suchte ich in den ersten Tagen eines vergeblich im Paradies: ´ne Recycling Mülltonne. V8 Motoren und Pickup´s so gross wie europäische Lastkraftwagen schlängeln sich ihren Weg über die H1, sechsspurig zum Teil. Von fliessendem Verkehr kann keine Rede sein.
Oh ja, ich mache mir Sorgen. Um die am Strand schlafenden Kinder, weil ihre Eltern trotz nennenswertem Jahreseinkommen die Mieten nicht mehr bezahlen können. Ich mache mir Sorgen um den Müll, den man Jahr ein Jahr aus im Nordwesten der Insel verbuddelt hat, bis nix mehr ging. Ja, ein wenig sorge ich mich, wenn japanische Grossinvestoren, die ihr Geld hier jahrzehntelang in Immobilien gesteckt haben, einfach das Weite suchen, und jede zweite Villa Wind und Wetter überlassen wird - während öffentliche Schulen und Kindergärten finanziell ausser Stande sind, ein Dach zu reparieren.
Wohin all die Milliarden an Steuergeldern in Hawaii fliessen, weiss keiner so wirklich - jedenfalls nicht ins Gesundheits - und Sozialsystem, in Strassen, Umweltschutz oder Schulen.
Tja, manchmal sorge ich mich eben ein wenig... wenngleich ich lebe - und derzeit an einem der schönsten und aussergewöhnlichsten Orte auf diesem Planeten.

Montag, Juli 09, 2007

S.O.S


Nun sind wir also angekommen: letzter Halt-Climate Crisis. Selbst den Vereinigten Staaten gehen die Argumente aus, weiterhin so zu tun, als wäre das alles nur ein schlechtes Szenario der Hollywood Industrie. Nope. Willkommen in der Realität.
Ob uns tatsächlich 10 Jahre bleiben, durch all die favorisierten Massnahmen dem Klimawandel Herr zu werden, bezweifle sicher nicht nur ich. Im Klartext heisst das nämlich: Auto stehen lassen, Sparbirnen in die Fassung, Heizung runter und nicht zuletzt Feierabend mit Pfennigmarkt-Einkäufen (das grösste Übel, das der Kapitalismus je hervorgebracht hat).
Den "Run" auf die klimafreundlich hergestellten Produkte will ich erstmal sehen. Klinge ich etwa pessimistisch? Nein - das will ich ganz und gar nicht. Ich praktizier all das Umwelt-Gedöne schon seit mehr als 20 Jahren, von Pessimismus keine Spur. Ich trenne noch immer meinen Müll, (wenn es auch hier in Honolulu derzeit eine wirkliche Herausforderung ist....), und sammle Plastik auf. Mein Wasserhahn läuft nicht unentwegt beim Zähne putzen, und selbst unterwegs läuft die Dusche irgend eines Hotels nicht unsinniger weise. Man könnte es Idealismus nennen...
Ich hoffe einfach, dass die Power dieses 07.07.2007 noch ein wenig länger anhält, und sich die durch Petitionen angesprochenen Nationen wirklich darauf einlassen, ihren Eitelkeiten und industriellen Druckmachern einmal nicht nachzugeben und etwas zur Rettung dieses Planeten zu tun.
Und es macht mich ein bisschen stolz, dass es wieder einmal die Musiker waren, die sich bereit erklärten, in weltweiter Einigkeit dafür einzustehen: für etwas, das uns alle betrifft.