Sonntag, Dezember 25, 2005

Besinnliche Tage


Nun sind sie vorbei, die festlichen Tage. Tom entschied sich nach einer Flasche "Gutem Trockenen" kurzerhand, das Last-Minute-Angebot per Mausklick zu buchen und hockt derweil irgendwo auf Zypern, all inclusive. Während er am heiligen Abend in die Hotelbar eincheckte, sass ich bei Raclett nahe der französischen Grenze im nicht ganz kompletten Familienkreis und staunte unentwegt darüber, was man mit eigener Hände Arbeit, viel Zeit und nicht zuletzt eisernem Willen aus einem maroden Bauernhof machen kann.

Schnee gibts erst heute, und dann gleich zehn Zentimeter über Nacht. Ski und Rodel gut - selbst im wintervergessenen Rheinland. Nun, ich klage nicht wirklich, blieben mir doch durch Frau Holle´s Verspätung vierhundert Kilometer Chaos-Winter-Autobahn erspart, und ich cruiste gemütlich und vollkommen stressfrei in die südliche Pfalz und zurück.
By the way - wann behaupte ich schon mal, dass etwas stressfrei ist...?!

Also bleiben noch die restlichen Tage des Jahres. Viel zu tun gibts nicht mehr, und die Posten auf meiner Agenda 2005 sind alle abgehakt. Der Flieger ist gebucht, und ich werde versuchen, die noch verbleibenden Tage hier besinnlich zu verbringen. Restgedanken verwerten, so was in der Art.
Ich freu mich auf die Küste, und auf den Abschluss eines Jahres, das in vielerlei Hinsicht ein entscheidendes war.

Samstag, Dezember 10, 2005

Latrinen Willy


10. Dezember, es ist scheisskalt, und ich folge trotz allem der spontanen Einladung meines Bruders zum Nacht-Weihnachtsmarkt im Ahrtal-Idyll.
Durch Steffs überraschenden Besuch war ich bereits ein wenig im Delay, also hoffte ich auf freie Strassen und drückte noch mal ein wenig aufs Gas.
Als ich auf die Bundesstrasse abbog, fiel mir gleich die ankommende Schlange im Rückspiegel auf, und ich begrub meine Zuversicht in Sachen Pünktlichkeit.
Ein stinkender Unimog mit Bauwagenanhänger raste mit nahezu vierzig km/h in Richtung Norden. Und mir bleib nichts anderes, als mich auf gleicher Höhe neben ihm fahrend dafür zu entscheiden, mich unmittelbar hinter diesem schleichenden Verkehrshindernis einzureihen.
Somit belegte ich dann Platz zwei im Convoy, der sich schleppend und stinkend durch die eiskalte Nacht hustete.

Erst nach einigen Kilometern machte mein Kopf scheinbar ne Pause, und ich las die Werbeaufschrift in grossen weissen Lettern auf der Rückwand des roten (vermeintlichen) Bauwagens. "Latrinen Willy - Toiletten-und Duschwagen Verleih", gefolgt von der Handynummer des Herrn Unternehmer.
Ich tuckerte also schon seit Minuten hinter einem Scheißhaus-Wagen her, der ausser mir noch 20 weitere Nachtschwärmer ausbremste, und meine Gedanken kamen nicht umhin, das Szenario weiter zu spinnen, würde es hier zu nem Auffahrunfall kommen.

Da ich meinen zweiten Platz im Nachtzug noch immer inne hatte, wäre ich im Falle ohne Frage der Gearschte. Anyway - was auch immer sich hinter dieser Anhängerrückwand befand, ich fuhr ohne Frage auf der Pole-Position!
Als an der nächsten Ampel auch noch klar zu erkennen war, dass es an diesem Vehikel keine Bremslichter gab, konnte ich das unvermeidbare Drama schon förmlich riechen. Eine kleine Unaufmerksamkeit, ein unkonzentrierter Moment, und wohlmöglich würde mir so dann "die Scheisse bis zum Hals stehen".

Also riss ich den Blinker nach unten und startete ein gewagtes Überholmanöver, vorbei an Latrinen-Willy und seinem Mobilklo. So konnte ich meine abendliche Geburtstagsfahrt ungehindert fortsetzen, wenngleich ich noch das ein oder andere mal schmunzelnd an denjenigen denken musste, der nach mir Platz zwei belegte...